Vitiligo: Therapielust und Therapiefrust

Experten sind sich einig: Eine Vitiligo lässt sich derzeit nicht heilen, wohl aber gut unter Kontrolle bringen. Umso erschreckender sind aktuelle Zahlen des Internationalen Komitees der Vitiligo-Patientenorganisationen (VIPOC): 65 Prozent der Menschen mit der Diagnose Vitiligo in Europa wurde mitgeteilt, dass ihre Erkrankung nicht behandelbar sei. Von den Patienten, die behandelt werden, bricht jeder zweite die Therapie ab, wenn es keine Erfolgsgarantie gibt. Warum ist das so und was kann die Situation verbessern?

Die Weißfleckenkrankheit verstehen

Die VIPOC schließt aus den Ergebnissen, dass Vitiligo immer noch als kosmetische Erkrankung angesehen wird. Hinzu kommt, dass herkömmliche Behandlungen bisher nur teilweise erfolgreich sind und nicht die schnellen Erfolge wie bei anderen Krankheiten zeigen. Dafür gibt es einen Grund: Vitiligo, auch Weißfleckenkrankheit genannt, ist eine Autoimmunerkrankung. Diese nichtsegmentale Vitiligo (NSV) ist mit 85 % die häufigste Vitiligo-Form. Ein autoimmuner Entzündungsprozess ist charakteristisch für die NSV. Dabei zerstören fehlgeleitete Immunzellen die für die Pigmentierung der Haut zuständigen Melanozyten. Im Verlauf der chronischen Entzündung werden fortgesetzt Entzündungsbotenstoffe freigesetzt. Die Botenstoffe aktivieren einen Entzündungskreislauf, der nur schwer zu stoppen ist.

Wenn der Erfolg auf sich warten lässt

Eine zufriedenstellende Repigmentierung zu erreichen, ist komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Viele Vitiligo-Patienten erleben trotz Behandlung keine wesentliche Besserung ihres Leidens und sind frustriert. Zwei Drittel der von VIPOC befragten Patienten hoffen auf innovative Therapien. Bei der Behandlung der Vitiligo werden verschiedene Ansätze verfolgt. Die Phototherapie soll die Bildung neuer Melanozyten anregen. Medikamente wie Kortison und so Calcineurin-Inhibitoren wirken entzündungshemmend. Seit einiger Zeit kann außerdem ein Hemmstoff der Januskinase (spezielle Enzyme) in Cremeform eingesetzt werden, der die Freisetzung der Melanozyten-zerstörenden Entzündungsbotenstoffe zum Ziel hat.

Wege zu einer zufriedenstellenden Therapie

Für eine erfolgreiche Behandlung und damit eine höhere Patientenzufriedenheit sind mehrere Faktoren entscheidend. Zunächst muss die Wahl der Therapie dem individuellen Krankheitszustand entsprechen. Darüber entscheidet ein Facharzt gemeinsam mit dem Patienten. Bereits bei der Therapieentscheidung sollten die Erwartungen und möglichen Therapieziele besprochen werden. Gezielte Frage helfen dabei, Klarheit über die möglichen Therapieerfolge zu erlangen:

  • Stabilisierung und/oder Repigmentierung
    Wie ist der Schweregrad? Wird der aktuelle Zustand stabilisiert oder wird eine Repigmentierung erreicht?
     
  • Unterschiedliche Körperareale
    Die Chance auf eine Repigmentierung hängt stark von den betroffenen Körperstellen ab. Grund hierfür ist die Rolle der Haarfollikel bei der Bildung von Melanozyten. Diese werden im Haarfollikel gebildet und wandern nach außen in die Oberhaut. Deshalb erreichen Hautareale mit vielen Haarfollikeln, wie z. B. Gesicht und Oberkörper, schneller ihre natürliche Hautfarbe zurück.
     
  • Therapieablauf
    Wie genau funktioniert die Therapie? Was muss bei der Anwendung und Dauer beachtet werden?Eine allgemeine Grundregel zur Behandlung von Erkrankungen gilt auch für die Vitiligo: Um eine zufriedenstellende Repigmentierung erreichen zu können, sollte eine Therapie immer nach den Angaben des behandelnden Arztes erfolgen und konsequent durchgeführt werden.
     
  • Therapiekontrolle
    Wie viele Kontrolltermine gibt es? (rechtzeitig Termine vereinbaren). Eine Vitiligo ist eine komplexe Autoimmunerkrankung und eine effektive Behandlung ist daher in den meisten Fällen kein Sprint, sondern ein (Halb)-Marathon.
     

Die VIPOC kommt in ihrer Befragung zu dem Schluss, dass noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist – bei Betroffenen, aber auch bei den Ärzten.

Wer verständlich erklärt haben möchte, was bei der Autoimmunerkrankung Vitiligo passiert, schaut am besten dieses Video.

Umfassende Informationen in kompakter Form hält die Patientenbroschüre bereit.

DE/VI/NP/25/0004