Den Sommer genießen – auch mit Vitiligo

Sommer, Sonne, Sonnenschein – während sich die meisten Menschen auf den Strand, das Freibad oder das Meer freuen, kann die schönste Zeit des Jahres für Vitiligo-Betroffene eine Herausforderung sein.
Mit den steigenden Temperaturen ändert sich auch der Kleidungsstil: ob Tank-Top, Spaghettiträger, Bikini oder Badehose – im Sommer wird mehr Haut gezeigt. Für Vitiligo-Betroffene kann die sommerliche Bekleidung zu einem Problem werden. Denn jetzt sind auch jene Hautareale mit den typischen weißen Flecken zu sehen, die bislang von der Kleidung bedeckt wurden.

Stress bei der Kleiderwahl

In einer großangelegten Studie unter Vitiligo Patienten gab mehr als jeder zweite an, bei seiner Kleiderwahl die Vitiligo stets im Blick zu haben1. Auch Sarah-Liv, die seit ihrem vierten Lebensjahr mit Vitiligo lebt, kennt den emotionalen Stress, den viele Betroffene verspüren. „Sommer, Urlaub, Strand waren eine Katastrophe, ein No-go“, erinnert sich die junge Frau. Gerade junge Menschen leiden unter den psychosozialen Belastungen, die häufig mit der Autoimmunerkrankung Vitiligo einhergehen. Selbstauferlegte Einschränkungen bei der Kleiderwahl oder gar ein sozialer Rückzug können die Folgen sein. Sarah-Liv hat nach eigenen Aussagen lange gebraucht sich mit ihrer Vitiligo zu akzeptieren. Sie wünscht sich, dass „jeder zu sich selbst stehen kann, so wie er ist, denn jeder Mensch ist einzigartig schön.“
Ein wichtiger Tipp für alle Vitiligo Betroffenen, die unter ihrer Erkrankung leiden: Nutzt Euren Anspruch auf eine Behandlung beim Hautarzt und auf eine professionelle psychologische Unterstützung. Denn eine Vitiligo ist behandelbar und Gespräche mit ausgebildeten Psychologen können den Leidensdruck erheblich mindern.

Sonnenschutz und Hautkrebsrisiko bei Vitiligo

Die größere Sichtbarkeit von Vitiligo-Läsionen im Sommer hat aber noch eine andere Seite: Das Risiko, einen Sonnenbrand zu bekommen. UV-Strahlung kann die Haut schädigen und insbesondere Menschen mit Vitiligo müssen im Sommer gut auf ihre Haut achten. In den depigmentierten Hautbereichen fehlt das Hautpigment Melanin und damit der natürliche Sonnenschutz der Haut. Hautareale mit Vitiligo sind daher besonders anfällig für Sonnenbrände. Deswegen werden Vitiligo-Patienten angehalten, konsequent Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor zu verwenden. Fachgesellschaften empfehlen hochpotente Sonnenschutzcremes mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 50 (SPF ≥ 50)2. Die gute Nachricht: Die Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlung geht nicht mit einem höheren Hautkrebsrisiko einher, wie Studien zeigen3.

Camouflage und heiße Temperaturen

Um weiße Flecken zu kaschieren, nutzen viele Betroffene mit Vitiligo Makeup oder Camouflage. Dabei kommen in der Regel Präparate mit hoher Deckkraft und entsprechend schwerer Textur zum Einsatz. Dies kann gerade im Sommer problematisch sein kann, wenn wir aufgrund höherer Temperaturen mehr schwitzen oder uns länger im Wasser aufhalten. Ein paar Tricks können dazu beitragen, dass das Makeup auch bei heißen Temperaturen und beim Baden da bleibt, wo es sein soll.

• Eine gute Grundierung verhindert, dass darüber aufgetragenes Makeup sich in kleinen Fältchen oder Hautunebenheiten sammelt.
• Transparenter Puder und Fixing Spray zum Abschluss können das Makeup langanhaltend fixieren.
• Blotting-Papier, mit dem sich öliger Glanz einfach wegtupfen lässt, sorgt für Sicherheit an langen Sommertagen.

Fazit: So schön der Sommer auch ist, für Vitiligo-Betroffene kann diese Jahreszeit der Anlass sein, sich noch stärker (negativ) mit ihrem Aussehen zu beschäftigen. Individuelle Unterstützung finden Betroffene bei einem Hautarzt, der auf die Behandlung der Vitiligo spezialisiert ist. Dieser kann auch bei Bedarf eine Psychotherapie veranlassen. Und: Der Austausch mit anderen Betroffenen z. B. bei einer Vitiligo Selbsthilfegruppe kann das Selbstwertgefühl stärken.

Vitiligo Selbsthilfegruppen
Deutscher Vitiligo Bund https://www.vitiligo-bund.de/
Deutscher Vitiligo Verein https://www.vitiligo-verein.de/

Kampagne „Bitte berühren“

Quellen

  1. Hamzavi ICH et al. Exploring the natural and treatment history of vitiligo: perceptions of patients and healthcare professionals from the global VALIANT study. Br J Dermatol. 2023 Oct 25;189(5):569-577. doi: 10.1093/bjd/ljad245. PMID: 37493275.
  2. S1-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Vitiligo“. 2021. AWMF-Registernr. 013-093 (https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-093.html)
  3. Ferguson J, Eleftheriadou V, Nesnas J. Risk of Melanoma and Nonmelanoma Skin Cancer in People with Vitiligo: United Kingdom Population-Based Cohort Study. J Invest Dermatol. 2023;143(11):2204-2210.