Vitiligo bewältigen
Psychologische Auswirkungen
Wenn Du mit Vitiligo lebst, weißt Du vielleicht aus eigenen Erfahrungen, wie herausfordernd der Alltag sein kann. Damit wärest Du nicht allein. Die Mehrheit der Menschen mit Vitiligo empfinden negative Gefühle, die sie auf ihr Aussehen zurückführen.
Die britische Vitiligo Society hat über 700 Menschen mit Vitiligo zu ihrem Befinden befragt.
Diese Umfrageergebnisse sind mehr als nur Statistik – sie spiegeln tiefgreifende Gefühle wider, die Du vielleicht auch kennst: Isolation, Traurigkeit, Frustration und Ängste.
Die sozialen Auswirkungen von Vitiligo können gravierend sein. Fast die Hälfte aller Betroffenen berichtet von negativen Reaktionen und Missverständnissen in ihrem sozialen Umfeld. Dies führt oft zu Isolation und kann auch intime Beziehungen belasten. Offene und ehrliche Gespräche mit Partnern können herausfordernd sein, bieten aber auch die Möglichkeit, die Beziehung zu stärken und das Selbstbild zu verbessern.
Bewältigungs-Strategien
Jeder Mensch erlebt Vitiligo anders. Abhängig von Persönlichkeitsmerkmalen, dem Alter, dem sozialen Unterstützungssystem und der Dauer der Erkrankung variiert die Art und Weise, wie Betroffene mit ihrer Vitiligo umgehen. Manche Betroffene sehen in ihrer Krankheit auch eine Chance, über sich hinauszuwachsen und eine Resilienz zu entwickeln, die sie stark und unabhängig macht. Die negativen Auswirkungen auf Beziehungen, den Verlust von Freundschaften, über den 30 % in der Studie klagten, nehmen sie zum Anlass, falsche Freunde von richtigen zu unterscheiden und mit letzteren intensivere Beziehungen zu führen.
„Nicht allen Menschen geht es gut mit der Erkrankung."
Vielleicht hast du Wege gefunden, die Situation für Dich erträglicher zu machen, oder du suchst noch nach der besten Bewältigungsstrategie. Wie auch immer Du Dich mit Deiner Vitiligo fühlst – es ist vor allem wichtig, anzunehmen, dass alle Deine Gefühle in Ordnung sind. Wenn Du eine psychische Belastung spürst, muss das nicht so bleiben. Es gibt Möglichkeiten, die Dir helfen können, eine größere emotionale Widerstandsfähigkeit zu entwickeln und so ein positives Selbstbild zu gewinnen.
Eine große Rolle spielt der britischen Studie zufolge dabei die Familie.
Die Unterstützung durch nahestehende Personen sind für Menschen mit Vitiligo entscheidend. Wenn in der Familie bereits Verständnis für die Krankheit vorhanden ist, wachsen Betroffene oft mit einem stärkeren Selbstbild und mehr Akzeptanz für ihre Situation auf.
Du kannst auch die professionelle Hilfe eines Psychologen in Anspruch nehmen.
Wenn das für Dich eine Option ist, sprich mit Deinem Arzt. Er kann Dich bei der Suche nach einem Therapeuten unterstützen und Dir eine Überweisung ausstellen. Viele Menschen mit Vitiligo schätzen den Austausch mit anderen Betroffenen. Die Gespräche mit Gleichgesinnten können dazu beitragen, dass Du Dich weniger allein fühlst und Dein Selbstwertgefühl steigern. Gelegenheit, andere Menschen mit Vitiligo kennenzulernen, bieten Selbsthilfe-Organisationen wie der Deutsche Vitiligo-Bund e.V. (www.vitiligo-bund.de) und der Deutsche Vitiligo Verein e.V. (www.vitiligo-verein.de)
Und schließlich: Du kannst Dich entscheiden, Deine Vitiligo behandeln zu lassen. Die neuere Forschung hat zu vielversprechenden Therapien geführt. Mehr dazu erfährst Du in dem Beitrag „Vitiligo behandeln“.
Aufklärung über Vitiligo
Vitiligo ist aber nicht nur eine persönliche Angelegenheit. Zwischen 1 % und 2 % der Weltbevölkerung sind von der Autoimmunerkrankung betroffen. Die traurige Gemeinsamkeit: In allen Gesellschaften existieren Mythen und falsche Vorstellungen über Vitiligo. Ein gravierendes Vorurteil ist zum Beispiel die Annahme, Vitiligo sei übertragbar. Dieser Mythos verursacht viel Leid unter den Betroffenen.
„Ich war mit ein paar Freunden beim Essen und habe den Kellner um die Rechnung gebeten. Dieser wollte mein Geld nicht annehmen, weil er dachte, er könnte sich bei mir anstecken. Ich habe relativ souverän reagiert und gesagt, er solle entweder das Geld nehmen oder ich würde ohne zu bezahlen gehen und hätte einen schönen Abend gehabt. Später im Auto habe ich geweint, weil die Situation sehr an meinem Selbstbewusstsein genagt hat.“
Für Sabrina war dieser Moment der Auslöser dafür, „Menschen für Vitiligo zu sensibilisieren“, zum Beispiel indem sie auf ihrem Instagram Account über die Erkrankung informiert und offen über ihre Gefühle und Erfahrungen spricht.
Vielversprechende Therapiemöglichkeiten, Angebote zur Unterstützung Betroffener und eine besser informierte Öffentlichkeit sind Wege, Deine Situation und die anderer Menschen mit Vitiligo grundlegend zu verbessern. Erste Anfänge sind gemacht.